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Weltweit sinken die Prämien für Cyberpolicen, so sehen es zumindest einige Analysten. In Deutschland warten Unternehmen bislang vergeblich auf diesen Trend. Dennoch eignet sich der Zeitpunkt für den Einstieg, meinen Branchenvertreter.

Das gibt es in der Welt der Versicherungen nur selten: Die Risiken fürden Schadenfall steigen, aber die Prämien sinken. Diese außergewöhnliche Entwicklung trifft aktuell das Segment der Cyberversicherungen. Das geht aus dem jährlich erscheinenden Report des internationalen Versicherungsmaklers Howden hervor (https://background.tagesspiegel.de/it-und-cybersicherheit/briefing/teamviewer-infiltriert-tuev-untersucht-praemien-gesunken). Demnach sind die Prämien für Cyberpolicen weltweit seit ihrem Höchststand im Jahr 2022 um fünfzehn Prozent gesunken. Zugleich gebe es in der Risikolandschaft aber keine Abschwächung, schreiben die Autoren. Bedrohungen existierten weiterhin durch Ransomware, geopolitische Spannungen und Künstliche Intelligenz (KI).

Einen Hauptgrund für die sinkenden Prämien sieht Howden in der gestiegenen Cyber-Widerstandskraft von Unternehmen. Firmen hätten in der jüngeren Vergangenheit auch aufgrund der Auflagen von Versicherern ihre Resilienz massiv nachgebessert. „Der Markt wird durch robuste Risikokontrollen gestützt“, heißt es im Bericht. Unternehmen eröffnen sich dadurch neue Chancen: „Die derzeitigen Bedingungen bieten eine Gelegenheit, sich Schutz zu günstigen Bedingungen zu sichern“, bilanziert Howden.

Das wäre auch für viele deutsche Unternehmen reizvoll. Bislang haben nach Zahlen
(https://presse.gothaer.de/pressreleases/gothaer-kmu-studie-zeigt-der-mittelstand-investiert-verstaerkt-in-cybersicherheit-3314733) der Gothaer Versicherung 25 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland eine Cyberpolice abgeschlossen – wenngleich die Zahl schnell ansteigt. 2023 waren es nur 20 Prozent. In Deutschland scheint der allgemeine Trend zu sinkenden Prämien für die Cyberpolice noch nicht anzukommen.

„Ein Trend zu günstigeren Prämienentwicklungen können wir nicht feststellen“, sagt Pascal Zerwas. Der Senior Partner der Unternehmensgruppe Effekt berät Unternehmen zum Versicherungsrecht. Viele Versicherungsgesellschaften bestätigen dies. „Der von Howden beschriebene Trend lässt sich für Deutschland in dieser Form nicht bestätigen. Zu Beginn des Jahres erfuhren viele Unternehmen einen weiteren Anstieg der Prämien. Erst im zweiten Quartal kam es zu einer Konsolidierung“, sagt auch Bernd Engelien, Kommunikationschef der Versicherungsgruppe
Zurich.

Vielen Unternehmen sind Cyberpolicen zu teuer

Auch bei der Gothaer Versicherung sinken die Prämien noch nicht. „Das Beitragsniveau kann nach einer Phase intensiver Sanierungen derzeit als stabil betrachtet werden“, sagt Oliver Schulze, Leiter Cyberversicherung. Eine Lockerung der Prämien könnte der Gesellschaft neue Kunden bescheren. Denn von den Unternehmen, die bislang noch keine Cyberpolice besitzen, geben nach Gothaer-Zahlen 28 Prozent an, eine Cyberversicherung sei ihnen zu teuer.

Die Ergo-Versicherung indes geht nicht von einem anhaltend stabilen Niveau aus. „Wir passen die Prämien risikoindividuell und aufgrund der Schadenerfahrung dynamisch an. Gerade in einer jungen Sparte – ohne lang6ährige Schadensdaten – ist eine gewisse Schwankungsbreite immer zu erwarten“, sagt Alexander Schudra,
Abteilungsleiter Cyberversicherungen. Gleichwohl weiß die Versicherung um den Kundenwunsch nach verlässlichen Konditionen: „Um den Risikotransfer verlässlich und planbar zu halten, sollten große Ausschläge beim Prämienpendel in beide Richtungen vermieden werden.“

Bewährtes Mittel für verlässliche Tarife ist die kontinuierliche Stärkung der eigenen Cyberresilienz. So berichten es 99,6 Prozent der Unternehmen in einer internationalen Untersuchung des IT-Dienstleisters Sophos. Durch die Stärkung der eigenen Resilienz steigen Deckungssummen. Dazu sinken Selbstbeteiligungen und Prämien. Auch bei Zurich geht man davon aus, dass sich auch in Deutschland die verbesserte Resilienz der Unternehmen zumindest kurzfristig positiv auswirken könnte. „Kunden, die in den letzten Jahren deutliche Fortschritte in ihrer IT- und Datensicherheit erzielen konnten, können zur nun anstehenden Verlängerung auch
mit einer Prämienreduktion rechnen“, sagt Sprecher Engelien.

Prämiensenkung nicht in Sicht

Experte Zerwas erwartet aber, dass Versicherungen künftig zusätzlich zur Prämie auch andere Stellschrauben drehen, um die Cyberpolice rentabel zu halten. Er sieht einen Trend zu mehr einzuhaltenden Pflichten seitens der Unternehmen und Teilkündigungen des Versicherungsschutzes. Vor dem alleinigen Blick auf die Prämienhöhe beim Abschluss einer Police rät er Unternehmen ab: „Einige Anbieter bewerben sehr preisgünstige Produkte, die oft nicht das halten, was versprochen wird. Dies erfährt der Betroffene häufig erst im Schadensfall.“ Zerwas erwartet, dass Prämien in Deutschland auch zukünftig steigen werden.
Der Grund: „Das Schadenaufkommen steigt kontinuierlich.“

So sieht es auch Hanno Pingsmann: „Im Großkundensegment ist weiterhin mit einer dynamischen Entwicklung zu rechnen“, sagt der Gründer der Versicherungsvergleichs- und Vertriebsplattform Cyberdirekt. Ob das Pendel nach oben oder unten ausschlägt, ist offen. „Die Entwicklung wird durch die Schadenssummen der einzelnen Versicherer geprägt sein“, sagt Pingsmann. Im standardisierteren KMU-Segment erwarte er eine moderate Preisanpassung nach oben. „Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Prämien für Cyberversicherungsschutz aufgrund der Risikoentwicklung langfristig weiter steigen werden.

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